Lügen erkennen durch Körpersprache und fortgeschrittene Fragetechniken

So können Sie Lügen erkennen

1000de Forschungsarbeiten haben sich mit dem Erkennen von Lügen beschäftigt. Die Ergebnisse widersprechen sich und nichts scheint übereinzustimmen. Es ist schwierig, sich durch diese Informationen zu arbeiten, um die Fakten zu finden. Nichts ist wie es scheint und leider, wird nach wie vor viel Schwachsinn gelehrt und verbreitet. Ein weit verbreiter Irrglaube ist z. B. Greift sich jemand an die Nase, dann lügt er oder wenn er nach rechts oben schaut, dann erfindet er eine Geschichte. Sogar jene, die als Erstes auf die Bedeutung der Blickrichtung hingewiesen haben, auf die sich bis zum heutigen Tag alle Verfechter dieser Idee berufen, haben ihre eigene Theorie schon längst selbst widerlegt. Chase Hughes, einer meiner Ausbilder, hat einmal gesagt: „Es gibt keinen Pinocchio Effekt“. 

Aber es gibt ein paar andere Möglichkeiten, um Lügen auf die Spur zu kommen: 

Fortgeschrittene Fragetechniken: 

  • Stellen Sie Ihre Frage nicht wie eine direkte Anschuldigung: Anstatt direkt zu fragen, ob jemand betrügt, fragen Sie, ob gestern Nacht, etwas Interessantes passiert ist.
  • Wenn eine Antwort einstudiert klingt, dann stellen Sie Ihre Fragen, besonders was den zeitlichen Ablauf betrifft, durcheinander oder rückwärts. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Antworten so nicht eingeübt wurden.
     
  • Wenn jemand eine Frage bezüglich einer Tat verneint hat: Fragen Sie, was seiner Meinung nach, mit dem passieren sollte, der es GETAN hat.
  • Stellen Sie direkte Fragen überraschend und achten Sie auf Verzögerungen bei der Beantwortung.
  • Wenn eine Frage verneint wird, dann fragen Sie mit: „Wirklich?“, noch einmal nach.
  • Stellen Sie Fragen, die eine Art Köder enthalten:“Könnte es einen Grund geben, warum jemand gesagt hat, dass er dich dort letzte Nacht gesehen hat?“
  • Spiel: Ihr Tonfall sollte ernst sein, wenn Sie die Angst steigern wollen und spielerisch, wenn Sie wollen, dass sich der Befragte wohlfühlt.
  • Machen Sie verbale oder nonverbale Schlampigkeitsfehler wie z.B. Versprecher, Grammatikfehler oder „schlampige“ Bewegungen. Durch diese vermeintliche Unsicherheit bzw. Dummheit wird Ihr Verdächtiger die Abwehr herunterfahren.
  • Stellen Sie keine Fragen, die Sie nicht beantwortet haben möchten.
  • Stellen Sie die Konsequenzen der Tat viel drastischer dar, als sie in Wirklichkeit sind. Bringen Sie den Befragten dazu, kleinere Fehlverhalten zuzugeben. 

Optische Zeichen einer möglichen Unwahrheit 

  • Reduzierte Bewegungen: Bewegungen und Körpersprache (besonders mit dem Oberkörper) werden weniger und sind ausdrucksschwacher, als für die betreffende Person üblich. Lügen ist eine kognitive Leistung, wofür alle geistigen Ressourcen angezapft werden. Auch die, die unsere Körpersprache steuern.
  • In das Gesicht greifen: Während der Beantwortung einer Frage, berühren Hand oder Finger Gesicht oder Mund.
  • Schulter zucken: Schulter zucken, besonders auf einer Seite, sind Hinweise auf eine Lüge.
  • Füße: Das plötzliche Zurückziehen der Füße unter einen Sessel.
  • Nacken berühren: Die prompte Berührung des Nackens oder des Halses mit den Fingern.
  • Lippenspannung: Verengung oder plötzliche Anspannung der Lippenmuskulatur als Reaktion auf eine Frage.
  • Ellenbogen zusammenführen: Der Abstand zwischen den Ellenbogen, wird verringert, wenn man am Tisch sitzt. (Ein nach innen führen)
  • Arm: Im Stehen, werden die Arme instinktiv näher zum Körper geführt.
  • Kopfbewegungen, die mechanisch wirken und nicht synchron zu den gesprochenen Worten ablaufen, sprechen für bewusste Bewegungen. 
  • Wenn Wut, Glück, Trauer oder Schuld bewusst gezeigt werden, reduziert sich die Mimik auf den Bereich rund um den Mund.
  • Worte und Gesten stimmen nicht überein: z.B. „Ja“ sagen und mit dem Kopf schütteln.
  • Timing der Gesten: Es gibt eine Lücke zwischen dem verbalen Ausdruck einer Emotion und der Körperbewegung bzw. der Mimik.
  • Gegenstände: Der Befragte, platziert Objekte zwischen Ihnen und sich selbst. 

Verbale Zeichen einer möglichen Lüge 

  • Verzögerung: Wenn die Beantwortung eine Antwort hinausgezögert wird oder länger braucht als normalerweise üblich, kann das auf eine Lüge hindeuten.
  • Von der Tat distanzieren: Worte werden durch harmlosere Ausdrücke ersetzt: Z.B. „stehlen“ wird zu „nehmen“, „Sex“ wird zu „sexueller Beziehung“, „töten“ wird zu „verletzen“ …
  • Tonhöhe: Ein plötzliches höher werden der Stimme.
  • Geschwindigkeit – schneller sprechen (während der Lüge): Es wird versucht, den Stress, den das Lügen verursacht, hinter sich zu bringen.
  • Fehlende Pronomen: Eine Geschichte erzählen oder eine Frage beantworten, ohne dass Pronomen (Fürwörter) verwendet werden.
     
  • Résumé Statement: Eine Antwort, die damit beginnt, dass der Verdächtige erzählt, wie gut er ist oder was er für ein Heiliger ist und, dass es aufgrund seines Charakters gar keinen Sinn ergibt, dass er XY getan hat.
  • Fragen zurückgeben: Eine gestellte Frage, wird an den Fragenden zurückgegeben.
  • Ungenauigkeit: Vage oder fehlende beschreibende Details.
     
  • Höflichkeit: Ein plötzlicher (!) signifikanter Anstieg an höflichen Worten. Z.b. „gnädige Frau“ oder wenn Ihr Titel, bei jeder Gelegenheit auftaucht.
  • Über Entschuldigen: Wenn entschuldigende Worte plötzlich vermehrt auftauchen oder an einer Stelle, an der sie unpassend sind: „Es tut mir leid“….
  • Kleine Geständnisse: Es wird ein kleineres Vergehen zugeben, um von der eigentlichen Frage abzulenken.
  • Ausschluss: Phrasen, um Fakten zu vernebeln: „Soweit ich weiß …“, „Soweit ich das beurteilen kann …“, grundsätzlich … , vielleicht … , wahrscheinlich … , ich nehme an …
  • Chronologie: Es wird nicht mit dem emotionalen Teil oder der Erfahrung begonnen, sondern die Geschehnisse werden in der richtigen Reihenfolge erzählt.
     
  • Keine Antworten: Sie fragen:“Hast du mich betrogen?“ Und die Antwort lautet: „Du weißt, dass ich nicht so bin.“
  • Aussagesätze, die wie eine Frage klingen: Wenn die Stimme am Ende des Satzes, wie bei einer Frage nach oben geht, sprich das dafür, dass nach einer Bestätigung gesucht wird. 

Allgemeine Zeichen einer möglichen Lüge: 

  • Die Stimmung entspannt sich, wenn das Thema gewechselt wird.
  • Kein Ärger, wenn der Befragte beschuldigt wird.
  • Eine einstudierte Antwort oder eine, die wie aus der Pistole geschossen kommt.
  • Eine Frage mit einer Gegenfrage beantworten.
  • Es wird versucht, mittels Humor oder Sarkasmus die Zweifel bezüglich einer Sache zu zerstreuen.
  • Zahlen spiegeln entweder die Fakten oder sind Multiplikatoren derselben.
  • Hörbares Atmen: Es ist lauter, da versucht wird, es zu kontrollieren.
  • Andere Leute beschuldigen, um Ihren Fokus umzulenken.

Quellen

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